Samstag, 24. März 2012

Ein Treffen mit dem Herrn

Auch der Herr hasst den Teufel nicht (FAUST I, V.336-337). So begibt es sich, dass wir von Zeit zu Zeit zusammenkommen, Nettigkeiten und konstruktive Kritik austauschen. Doch dieses eine Mal ging es ein wenig weiter als das. Die Sprache fiel auf den Gelehrten Faust. Die Menschheit ist ein geplagter Haufen (FAUST I, V.280), geknechtet von Vernunft (FAUST I, V.285-286), das ist eine Tatsache. Sie strampelt sich ab (FAUST I, V.286-292); seit Jahrhunderten ist es dasselbe. Doch mit Faust steht es noch schlimmer. Er ist getrieben und mit nichts, was er mit seinem gelehrten Verstand erreichen kann, zufrieden (FAUST I, V.304-307). Der Herr nennt ihn seinen "Knecht" (FAUST I, V.298) und das trifft es ziemlich gut. Er denkt, er kann aus ihm und seinem intellektuellen Potenzial irgendwann einmal einen Nutzen schlagen (V.310-311). Doch Faust will seine Ernte jetzt! Ich kann mir schlecht vorstellen, dass er nach Jahrzehnten gequältem Erdendasein als beispielsweise des Herren himmlischer Geschichtenerzähler enden will. Dafür wird er sich mit seiner Ausbildung wahrscheinlich auch überqualifiziert vorkommen.
Ich weiß nicht mehr, wer auf die Idee gekommen ist, auch wenn es wahrscheinlicher ist, dass ich es war: Eine Wette zwischen dem Himmel und der Hölle, zwischen dem Herrn und mir wurde geschlossen. Der Herr ist fest davon überzeugt, dass ein guter Mensch nicht vom rechten Weg abgebracht werden kann (FAUST I, V.327-329). Dass ich nicht lache! Das wird ein leichtes Spiel für mich. Bei diesen Vorraussetzungen kann ich nur gewinnen. Kein Mensch kann der Versuchung widerstehen, die der Teufel ihm anbietet. Besonders nicht der mit seinem Leben unzufriedenste von ihnen. Faust, mach dich auf etwas gefasst!

Alle Versangaben beziehen sich auf die Reclam-Ausgabe von "Faust - Der Tragödie erster Teil" geschrieben vom werten Johann Wolfgang von Goethe.

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